Ole Gunnar Austvik & Marina Tsygankova (Cygankova):
Lillehammer University College -  UiO / Statistics Norway

Auf dem Weg zur Konvergenz? 
Norwegen und Rußland als Öl- und Gasproduzenten

Zeitschrift Osteuropa, no 9-10 - page 301-317 
September-Oktober 2004
ISSN 0030-6428    ISBN 3-8305-0831-X
Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde e.V'
 

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Rußland und Norwegen haben im vergangenen Jahrzehnt die Erdöl- und Erdgasindustrie liberalisiert. Die Politik in diesen Sektoren scheint zu konvergieren. Rußland hat einen Stabilisierungsfonds eingerichtet, der dem norwegischen Erdölfonds ähnelt. Auch die Marktinteressen und wirtschaftspolitischen Vorgaben gleichen sich zunehmend an, auch wenn Rußland Marktführer beim Erdgas bleibt. Doch aufgrund der großen Unterschiede der geographischen Lage, der Größe, Kultur, Geschichte und Politik beider Länder wird die Organisation der Erdgas- und Erdölindustrie von Divergenzen geprägt bleiben.

Norwegen und Rußland sind die beiden führenden Öl- und Gas-Exporteure auf dem europäischen Markt, im weltweiten Ölgeschäft belegen sie Platz zwei und drei. Ihre Exporte haben einen wichtigen Anteil an der weltweiten Energiebilanz und tragen erheblich zur Diversifizierung der Energieversorgung bei. Die Erdölindustrie hat einen großen Einfluß auf die ökonomische und industrielle Entwicklung beider Länder. Sie dominiert deren Exporte und Wirtschaftsleistung und ist entscheidend für das Staatseinkommen. In beiden Ländern haben das Öl- und Gasgeschäft zu einer substantiellen Konzentration von Kapital, Ressourcen und Entscheidungsbefugnissen geführt.


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Beide Länder stehen vor der Aufgabe, eine effiziente und gleichzeitig umweltfreundliche Öl- und Gasindustrie zu schaffen und zu kontrollieren. Rußland ist davon noch viel weiter entfernt als Norwegen. Zudem muß eine „Stop-and-Go“-Politik als Folge erheblicher Schwankungen der Export-Einnahmen vermieden werden.Vor allem aber gilt es, die Holländische Krankheit in Griff zu kriegen: Alle Rohstoffexportierenden Länder laufen Gefahr, daß die Erträge aus den Erdöl- und Erdgasexporten die Währung stärken. Dies verbilligt zwar die Importe, verringert aber die Erträge im Exportgeschäft. Zusätzlich steigen die Inlandspreise aufgrund der Zahlungsbereitschaft der Erdölindustrie für Güter und Dienstleistungen. Die Preise für heimische Produkte steigen, während ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit abnimmt. Die verarbeitende Industrie und der Dienstleistungssektor geraten in Schwierigkeiten und die Rohstofflastigkeit der Wirtschaft nimmt immer mehr zu.

Die norwegische wie die rußländische Wirtschaft hängen stark von den unbeständigen Rohstoffpreisen ab und beide zeigen in ihrer Exportstruktur die Merkmale von Entwicklungsländern. Daher spielen die Beziehungen zu erdöl- und erdgasfördernden Ländern – die bilateralen norwegisch-rußländischen und insbesondere die zu den OPEC-Staaten – sowie die zu wichtigen Verbrauchernationen und -organisationen (EU, USA, China, Internationalen Energie-Agentur) eine große außenpolitische Rolle. Zudem sind Erdöl und Erdgas strategische Güter von sicherheitspolitischer Relevanz.

Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 prägte die bipolare Weltordnung das politische und ökonomische System beider Länder, die Divergenzen in der Rohstoffpolitik überwogen. In den 1990er Jahren hat nicht nur Rußland marktwirtschaftliche Pfade beschritten. Auch im traditionell sozialdemokratischen Norwegen hat sich der Wirtschaftsliberalismus verstärkt. Wirtschaftliche, politische, informationstechnologische und technische Veränderungen sowie der Fall des Eisernen Vorhangs und die beschleunigte Globalisierung bereiten den Weg für eine Konvergenz beider Länder.

Die im Zusammenhang mit Modernisierungs-, Industrialisierungs-, Postindustrialisierungs-, Globalisierungs- und Integrationstheorien formulierten Konvergenztheoreme gehen davon aus, daß Länder sich in ihren wichtigsten ökonomischen, politischen und kulturellen Institutionen und in der Politik ihrer Regierungen annähern.  Konvergenzforschung muß die zeitliche Dimension berücksichtigen und daher weiter gehen als komparative Studien, die nur das Maß an Gemeinsamkeiten zwischen den Betrachtungsgegenständen untersuchen:

Konvergieren heißt, sich von verschiedenen Standpunkten aus auf einen gemeinsamen Punkt hin zu bewegen. Das Wissen, daß Länder sich ähnlich sind, sagt nichts über Konvergenz aus. Es muß eine Bewegung über einen Zeitraum hinweg auf einen identifizierbaren gemeinsamen Punkt geben.
Im folgenden soll untersucht werden, inwieweit Veränderungen in der Innenpolitik die norwegische und rußländische Erdöl- und Erdgaspolitik beeinflußt haben und welche Rolle dabei die stärkere internationale Integration beider politischen Systems spielt. Inwieweit führt die Tatsache, daß Rußland nach 1989 zunehmend Teil des gleichen wirtschaftlichen und internationalen Systems geworden ist, dazu, daß Interessen und Politiken konvergieren? Welche Divergenzen werden aufgrund einer unterschiedlichen geographischen, historischen und wirtschaftlichen Ausgangslage bestehen bleiben?

Die Entwicklung des norwegischen Ölsektors

Nach Saudi-Arabien und Rußland ist Norwegen der drittgrößte Erdöl-Exporteur der Welt. Die Ölförderung beträgt durchschnittlich drei Millionen Barrel pro Tag. Obwohl die norwegische Gasproduktion auf eine bis 2030 konstant bleibende jährliche Förderung von bis zu 90 Milliarden m³ Erdgas gesteigert werden könnte, wird das Land in Europa die Nummer zwei hinter Rußland bleiben.  Da die norwegischen Reserven ebenso wie die weltweiten Reserven bislang unterschätzt wurden, ist es nicht unwahrscheinlich, daß Norwegen diese Fördermengen noch fünfzig oder gar hundert Jahre lang halten oder gar übertreffen kann.
Der Beginn in den 1960er und 1970er Jahren

Als Teil des westlichen Wirtschafts- und Staatensystems befand sich Norwegen zu Beginn der Erdölförderung in den 1970er Jahren in einer völlig anderen Situation als Rußland. Unabhängig davon verfolgte die norwegische Regierung eine Politik, die darauf abzielte, die nationale Unabhängigkeit und die Kontrolle über die internationalen Konzerne im eigenen Land zu erhalten. Als Phillips Petroleum Ende 1969 das erste Erdöl entdeckte versuchten die Erdölgesellschaften, Förderrechte zu erhalten. Es bestand jedoch ein politischer Konsens unter allen Parteien, daß die Einnahmen aus Geschäften mit dem Erdölvorkommen des Landes der gesamten Gesellschaft zugute kommen sollten. Im Jahr 1971 beschloß das Parlament, daß eine norwegische Erdölverwaltung aufzubauen sei, 1972 wurde der staatliche Ölkonzern Statoil als Grundstein für die Entwicklung der Förderindustrie im norwegischen Teil der Nordsee gegründet. Statoil sollte die kommerziellen Interessen des norwegischen Staates auf dem Norwegischen Kontinentalschelf vertreten und wurde zu einem wichtigen Instrument zur industriellen Entwicklung der Erdölförderung und zur Kontrolle des Erdölsektors.

Die Ölkrisen in den Jahren 1973/74 und 1979/80, die starke staatliche Einmischung in die Ölindustrie in den OPEC-Ländern sowie die Verstaatlichung mancher multinationaler Ölkonzerne verstärkte die nationale und internationale Akzeptanz eines starken staatlichen Einflusses in der norwegischen Ölindustrie. Die Angst vor der Holländischen Krankheit veranlaßte die Regierung zu einem vorsichtigen Ressourcen-Management und ließ sie die jährliche Fördermenge auf 90 Millionen Tonnen begrenzen. Die strenge Kontrolle der Ölindustrie sollte auch den Ölverbraucherstaaten sowie anderen Fördernationen die nationale Unabhängigkeit Norwegens demonstrieren. Da Norwegen zwar Teil der westlichen politischen Gemeinschaft sein, als Ölproduzent aber eine möglichst unabhängige Rolle spielen wollte, trat es der Internationalen Energie-Agentur (IEA) nur als assoziiertes Mitglied bei. Dem Land wurde somit bei fast allen Entscheidungen der Organisation volles Mitsprache- und Entscheidungsrecht eingeräumt, war jedoch (formell) nicht verpflichtet, sich in einer Krisensituation an die IEA-Vorgaben zu halten. Die ambivalente außenpolitische Haltung Norwegens in Erdöl- und Erdgasfragen zeigte sich deutlich, als es 1986 begann, mit der OPEC zusammenzuarbeiten, um die Ölpreise stabil zu halten.

Die Ölpolitik wurde so zu einem Teil des norwegischen nation building. Nicht nur Statoil-Beschäftigte setzten zunehmend die Interessen von Statoil mit denen Norwegens gleich, der Konzern erhielt die attraktivsten Bohrabschnitte, norwegische Firmen erhielten als Zulieferer den Vorzug vor ausländischen Firmen. Da es Norwegen an technischem know-how fehlte, war dennoch eine internationale technische Zusammenarbeit unabdingbar, um norwegischen Unternehmen den Zugang zur Spitzentechnologie zu ermöglichen. Hatte die norwegische Industrie sich dieser erst angeeignet, sollte sie unabhängiger von den internationalen Ölkonzernen operieren. So übernahm Statoil beispielsweise entsprechend der vertraglichen Vereinbarungen nach einigen Jahren von internationalen Firmen die Verantwortung für wichtige Ölfelder, etwa im Jahre 1987 für das riesige Statfjord-Feld, das zuvor von Mobil betrieben wurde.

Eine neue Rolle für Statoil in den 1980ern

Nachdem in Folge der Ölkrise 1979/80 die Ölpreise rapide gestiegen waren, die norwegische Ölindustrie zunehmend auf eigenen Beinen stehen konnte und Norwegen die Fördermengen deutlich erhöhte, nahmen die Einnahmen aus dem Ölgeschäft dramatisch zu. Die Regierung behielt den größten Anteil der Einnahmen zu Lasten in- und ausländischer Firmen zurück. Gleichzeitig mehrten sich die innenpolitischen Konflikte über die politische Rolle von Statoil. Mit dem „Statoil-Kompromiß“ von 1984 wurde die Rolle des Staates im Erdölsektor neu definiert. Durch die Etablierung der sogenannten State’s Direct Financial Interests (Direkte staatliche Finanzbeteiligung, SDFI) wurden die Interessen der beiden anderen norwegischen Firmen, Norsk Hydro und Saga, stärker berücksichtigt.  Statoils Anteile an den meisten Offshore-Feldern wurden in eine Aktienbeteiligung für Statoil sowie eine Direktbeteiligung für den Staat umgewandelt. Nach dieser Regelung zahlt der Staat einen Anteil an allen Investitionen und an den laufenden Kosten eines Förderprojekts und erhält einen entsprechenden Anteil der Produktion sowie anderer Einnahmen (cash principle). Bis zu seiner Privatisierung 2002 war Statoil sowohl für das operative Management als auch für die Finanzen verantwortlich. Seitdem vertritt die Petoro Company die staatlichen Interessen.

Die Stellung von Statoils veränderte sich weiter, als 1986 das Erdgas-Verhandlungskomitee (Gassforhandlingsutvalget, GFU) gegründet wurde, in dem neben Statoil auch Norsk Hydro einsitzt.  Statoil erhielt als dominante Gesellschaft im GFU die Aufgabe, alle Verhandlungen über den Verkauf norwegischen Erdgases bis hin zum Vertragsabschluß vorzubereiten und durchzuführen, unabhängig davon, welcher Firma das Gas gehört. 1993 entstand zusätzlich ein Erdgas-Versorgungskomitee (Forsyningsutvalget, FU), dem auch ausländische Firmen angehören und das dem Norwegischen Ministerium für Erdöl und Energie (NMPE) als Beratungsorgan dient. Das FU befaßt sich mit der Erschließung und Ausbeutung von Erdgasfeldern, dem Bau von Pipelines sowie mit der Zuordnung unterzeichneter Förderverträge zu einzelnen Feldern.

Die Gegner Statoils argumentierten, daß der zentralisierte Gasverkauf durch das GFU die Monopolstellung Statoils beim Verkauf norwegischen Gases erfolgreich schwäche. Andererseits hatten Statoil und die norwegische Regierung die Gründung des GFU forciert, um die norwegische Position bei Verhandlungen mit europäischen Käufern zu stärken, die sich ihrerseits zu einem Nachfragekartell zusammengeschlossen hatten. Um zu vermeiden, daß Käufer bei Verhandlungen auf beiden Seiten des Tisches sitzen würden, wurden ausländische Firmen nicht in das GFU aufgenommen. Man war der Auffassung, daß ein „freier Wettbewerb“ zwischen den Firmen, die auf norwegischem Boden operieren, zu einem größeren Angebot auf dem Erdgasmarkt und zu Preisreduzierungen führe. Die Einrichtung des FU erlaubte es den norwegischen Behörden, Management- und Verwaltungskosten zu sparen (economy of scope) und so eine optimale Ausnutzung der Ressourcen zu gewährleisten.

Das staatlich zentralisierte Rohstoff-Management schaffte zwar die Möglichkeit, ein Marktversagen zu verhindern, verhinderte jedoch eine stärkere Wettbewerbsorientierung der norwegischen Rohstoffindustrie. Die Konzentration von Feldern, Firmen und Eignern verschärfte die Abhängigkeit von wenigen, meist norwegischen Akteuren: Die größten Gasmengen fallen auf die SDFI mit einem Anteil von 30 bis 63 Prozent an den großen Feldern. Statoil und Hydro besitzen jeweils weitere 9-20 Prozent. Gemeinsam halten sie zwischen 70 und 80 Prozent der Förderanteile der an den gegenwärtig ausgebeuteten Feldern und dominieren damit die norwegischen Aktivitäten in der Nordsee Eine ähnliche Konzentration findet sich bei den Transportsystemen für Erdgas von den off-shore Feldern auf das Festland.  GFU und FU stellten somit staatliche Instrumente dar, mit denen gewährleistet werden sollte, daß die hohe Eigentumskonzentration auch zu einer Reduzierung der Förderkosten und einer Stärkung der Marktposition genutzt wird.

Der Zerfall des Ölpreises und höhere Fördermengen

Spätestens mit dem dramatischen Fall des Ölpreis 1986 zeigte sich, daß das Ölgeschäft nicht nur hohe Einnahmen verspricht, sondern auch erhebliche Risiken birgt. Der Staat konnte zwar durch das SDFI-Arrangement, durch hohe Steuern und andere Abschöpfungen einen Großteil des Preisverfalls ausgleichen. Die Unternehmen litten dennoch. Positiv wirkte sich jedoch aus, daß die niedrigen Preise zum Sparen zwangen und so die Einführung neuer Techniken und eine organisatorische Restrukturierung beförderten. War insbesondere Statoil in den 1970ern noch systematisch bevorzugt worden, näherte sich die Position der norwegischen Konzerne nun derjenigen ihrer ausländischen Konkurrenten an.Die niedrigeren Profite stärkten die Firmen gegenüber der Regierung. Gleichzeitig zeigte sich aber auch, daß Regierung und Unternehmen ähnliche Interessen verfolgten.

Nachdem in den 1980er Jahren die höchsten Zuwachsraten im Rohstoffsektor bei Erdöl zu verzeichnen gewesen waren, geriet seit Ende des Jahrzehnts zunehmend auch die Erdgasförderung ins Blickfeld. Zwar hatte Norwegen schon Mitte der 1970er Jahre begonnen, Erdgas zu exportieren. Doch erst nachdem auf den europäischen Märkten in den 1980er Jahren die Nachfrage nach norwegischem Gas als Alternative zu Importen aus der Sowjetunion und dem Nahen Osten stieg, entschloß sich Norwegen zu verstärkter Gasförderung.  Aufgrund der in der Branche lange üblichen Langzeitverträge schlug sich dies erst in den 1990er Jahren in einem rapide wachsenden Gasexport nieder.  Die wachsenden Gas- und Ölfördermengen erklären sich zudem aber auch aus veränderten Rentabilitätserwartungen: Im Gegensatz zu den 1970er Jahren ging man in Norwegen nun nicht mehr davon aus, daß die Preise für Erdöl und Erdgas schneller steigen würden als die in anderen Wirtschafssektoren zu erzielenden Gewinne.

Der Erdölfonds

In dieser Situation tauchte erstmals die Idee auf, einen Norwegischen Erdölfonds zu bilden und die Erträge des Norwegischen Kontinentalschelfs auf den internationalen Kapitalmärkten anzulegen. Seit der Eröffnung des Fonds 1990 hängen die Jahressteuereinnahmen nicht mehr direkt von den Erträgen aus dem Erdöl- und Erdgasgeschäft ab. Der Fonds wird von einer speziellen Abteilung der Nationalbank geleitet, das Parlament entscheidet, welche Anteile der Erdölerträge in den jährlichen Haushalt eingespeist werden. Zur Zeit besteht ein parteiübergreifender Konsens, daß die Geldstabilität oberste Priorität hat und die Petrokronen die Inflation nicht anheizen dürfen. So wird den Gefahren der Holländischen Krankheit begegnet und der in risikoarmen internationalen Kapitalanlagen angelegte Fonds wächst. Da die Einnahmen nicht in norwegische Kronen gewechselt werden, wird der Aufwertungsdruck auf die Währung reduziert und die Binnennachfrage nach Gütern und Dienstleistungen aufrechterhalten. Der Fonds ist daher ein äußerst wichtiges makroökonomisches Stabilisierungsinstrument für die kleine norwegische Volkswirtschaft.

Da die Fördermangen in den 1990er Jahren weit über der in den 1970er Jahren vereinbarten Grenze von 90-Millionen-Tonnen lagen, stiegen die Einnahmen trotz des relativ niedrigen Ölpreises. Als im Jahr 2000 die Ölpreise anstiegen wuchsen die Einzahlungen rasant. Der Fonds wird Ende 2004 etwa 150 Milliarden US Dollar umfassen, so daß Norwegen zu einem der wenigen Gläubigerstaaten der Welt geworden ist.

Dennoch wächst der politische Druck, mehr Geld in den norwegischen Haushalt zu leiten. Norwegen hat keine weitreichende Strategie, wie der Fonds genutzt werden soll. Die Regierung beschränkt sich darauf, die Verwendung des Geld für politisch opportune Zwecke zu verhindern. Offen ist daher bislang, ob der Fonds für Investitionen in alternative Wirtschaftssektoren, in die Infrastruktur und in Bildung und Forschung verwendet, oder ob es später zu einem Großteil dem privaten Konsum zur Verfügung gestellt werden soll. Sollte diese geschehen, hätte der Fonds den Ausbruch der Holländischen Krankheit lediglich hinausgezögert. International wettbewerbsfähige Industrien wären nicht entstanden und Norwegen könnte im besten Falle von den Erträgen des Fonds leben und wäre von der Entwicklung auf den internationalen Finanzmärkten abhängig.

Die Restrukturierung im Jahre 2001

Im Jahr 2001 wurden die norwegischen Erdöl- und Erdgasaktivitäten grundsätzlich umstrukturiert. 18,2 Prozent der Anteile an Statoil wurden an in- und ausländische Unternehmen verkauft. Im Sommer 2004 wurde der privatisierte Anteil auf etwa 23 Prozent erhöht. Diese Teilprivatisierung veränderte die Rolle der Regierung und ihrer Entscheidungsgewalt über die Rohstoffindustrie. Die Regierung wollte sich nun als einer von mehreren Anteilseignern auf Kapitalerträge und Dividenden konzentrieren und dabei besonderen Wert auf die langfristige Entwicklung rentabler Förderprojekte und Wertsteigerungen für alle Anteilseigner legen. Im Zuge der Umstrukturierung wurden auch SDFI-Anteile in Höhe von 15 Prozent des Portfoliowerts an Statoil verkauft, weitere 6,5 Prozent gingen an andere Firmen.
Gleichzeitig zog die Wettbewerbsbehörde der EFTA (EFTA Surveillance Authority, ESA)  auf der Basis des Vertrags über den Europäischen Wirtschaftsraum das GFU in Zweifel und strengte ein Verfahren gegen die norwegische Regierung an. Diese gab daraufhin das GFU-FU-Verhandlungssystem auf. Alle Erdgaskonzerne verkaufen seitdem ihr Erdgas selbstständig. Norwegen übernahm zudem die Erdgas-Richtlinie der EU, die auch für Offshore-Pipelines vom Norwegischen Kontinentalschelf gilt, so daß der Erdgashandel zwischen norwegischen Produzenten und europäischen Käufern grundsätzlich liberalisiert ist.

Die Liberalisierung des Erdölsektors erforderte eine Entflechtung von Staat und Wirtschaft. Statoil agiert nun an als rein kommerzielles Unternehmen. Zwei neue staatseigene Unternehmen sollen die Interessen der Regierung in der Öl- und Gasindustrie vertreten. Die als GmbH gegründete Petoro vertritt das staatliche Interesse in verschiedenen Beteiligungen, kontrolliert den Verkauf des von Statoil für den SDFI geförderten Erdöls und Erdgases kontrollieren und die SDFI-Konten führen. Der Aufgabenbereich von Petoro ist auf das Norwegische Kontinentalschelf beschränkt. Das Unternehmen darf sich nicht international betätigen, keine Förderlizenzen erwerben oder selbst Erdöl fördern. Es darf Lizenzoptionen weder verkaufen, tauschen noch kaufen, kann bei derartigen Transaktionen aber als Berater auftreten. Petoro wird aus Staatsmitteln finanziert und erhält keine Einnahmen aus den SDFI-Anteilen.

Die zweite staatseigene Firma, Gassco, soll sicherstellen, daß die Transportinfrastruktur für Erdgas allen Produzenten zur Verfügung steht und ausgebaut wird und die norwegischen Ressourcen effizient genutzt werden. Gassco hat damit die Rolle Statoils als Betreiber des großen Pipelinenetzes zum Kontinent und nach Großbritannien übernommen. Vor der Umstrukturierung hatten mehrere Firmen das Transportsystem betrieben und individuell Durchleitungsgebühren festgelegt. Jeder Betreiber konnte den Erdgastransport für Dritte ablehnen. Das 2002 verabschiedete GasLed-Tarifsystem vereinheitlichte die Durchleitungsgebühren, so daß die Bestimmungen der EU-Gasrichtlinie erfüllt sind. Obgleich Statoil durch diese Umstrukturierungen einen Teil seiner einstigen Funktionen eingebüßt hat, bleibt das Unternehmen der einzige Verkäufer von Öl und Gas der SDFI. Da der Staat weiter Hauptanteilseigner ist, sind die Verbindungen zwischen Regierung und Konzern weiterhin eng.

Die Entwicklung des rußländischen Ölsektors

Die rußländische Erdölförderung steigt nach Jahren des Produktionsniedergangs infolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion seit einigen Jahren wieder rapide an. Im Jahr 2003 erreichte sie etwa acht Millionen Barrel pro Tag, von denen ca. fünf Millionen exportiert wurden. Es ist davon auszugehen, daß Rußland seine Erdölförderung weiter ausbauen kann und für mindestens weitere vierzig Jahre einer der wichtigsten Erdölproduzenten der Welt bleiben wird. Noch größer sind Rußlands Erdgasreserven, Schätzungen zufolge reichen sie bei konstant auf heutigem Niveau gehaltenen heutigen Fördermengen noch für mindestens 100 Jahre. Im Jahr 2003 produzierte Rußland 595 Milliarden m³ Erdgas, im Jahr 2020 könnte die Jahresproduktion 680 Milliarden m³ und mehr erreichen.  Rußland ist damit bereits heute der weltgrößte Erdgasproduzent und -exporteur, bei Erdöl wird es nur von Saudi-Arabien übertroffen.

Erdöl und Erdgas zu kommunistischen Zeiten

Der große Aufschwung der sowjetischen Erdölindustrie begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Die sowjetische Erdölindustrie wurde mit riesigen Investitionen zur Erfüllung der von der staatlichen Planbehörde Gosplan und dem Politbüro zentral festgelegten Fördermenge aufgebaut.

Mit der Rohstofferschließung war das Ministerium für Geologie beauftragt, die Förderung organisierten die Ministerien für Erdgas- und Erdölindustrie.  Das vertikal aufgebaute Plansystem wurde häufig von informellen Abmachungen zwischen den Branchenministerien und den Direktoren der Förderbetriebe unterlaufen. So versuchte etwa in den 1970er Jahren das Ölministerium unter Einfluß der regionalen Fördergesellschaften, die Ausbeutung der weitgehend erschöpften Felder im europäischen Teil der UdSSR fortzusetzen und vernachlässigte die Entwicklung der neu entdeckten westsibirischen Felder.

Bald wurde jedoch die Bedeutung der in den 1970er Jahren entdeckten riesigen Erdölvorkommen in Westsibirien erkannt. Da zur gleichen Zeit der Erdölpreis auf dem Weltmarkt stark anstieg, ließ der Einstieg der Sowjetunion in den Ölexport nicht lange auf sich warten. Die Devisen aus den Erdölexporten wurden für den Import von Konsumgütern gebraucht und machten Ressourcen für militärische Zwecke frei. Während Norwegen seine Erdölvorkommen für eng begrenzte Zwecke verwendete, setzte die Sowjetunion sie als politisches Instrument im Ost-West-Konflikt ein.  Als der Ölpreis Mitte der 1980er Jahre einbrach und die Rentabilität der erschlossenen Felder aufgrund des laxen Umgangs mit den Ressourcen sank, geriet auch der Erdölsektor in eine Krise. Der Zusammenbruch der sowjetischen Kommandowirtschaft kündigte sich auch in diesem Sektor an.

Systemkollaps und Privatisierungen in den 1990er Jahren

Die Umstrukturierung der Erdöl- und Erdgassektoren in den 1990er Jahren fügt sich ein in den Versuch, in Rußland eine Marktwirtschaft aufzubauen. Dabei fiel der Wandel im Gassektor weitaus weniger stark aus als im Ölsektor. Das Ministerium für Gasindustrie wurde in den Staatskonzern Gazprom überführt, der die Kontrolle und das Management aller Unternehmen in diesem Bereich übernahm. 1993 wurde Gazprom dann in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, an der die Regierung mit gut 38 Prozent im Jahre 2004 den größten Einzelanteil hält. Das Unternehmen kontrolliert nahezu alle rußländischen gasfördernden und -verarbeitenden Unternehmen, besitzt alle Hochdruckpipelines sowie das staatlich garantierte Monopol für den Erdgastransport nach Europa. Somit haben sich Struktur und Organisationslogik der rußländischen Gasindustrie seit der Sowjetzeit kaum verändert.

Dennoch haben sich Ansätze eines Marktes entwickelt. Mit Itera und Novatek sind zwei größere unabhängige Gasfirmen entstanden. Die in den USA registrierte Itera startete 1994 mit einem gut entwickelten Bartersystem auf dem rußländischen Markt und baute den Handel mit turkmenischem Gas auf dem GUS-Markt aus, der wegen ausbleibender Zahlungen damals unrentabel für Gazprom war. Mit dem umstrittenen Erwerb einiger Anlagen von Gazprom 1998 stieg Itera in die Gasproduktion ein. Zwischen 1998 und 2001 kaufte das Unternehmen sich in zahlreiche Gazprom-Töchter ein.  Das Management von Gazprom geriet in Verdacht, das Unternehmen ausgeschlachtet zu haben, in dem es rentable Unternehmensteile unter Wert an Itera verkaufte. Itera wurde vom neuen Gazprom-Management unter Druck gesetzt und mußte einige Produktionsanlagen verkaufen, so daß seine Bedeutung als zweiter Akteur auf dem rußländischen Gasmarkt deutlich gesunken ist. Die Nummer zwei ist heute Novatek, das die 2002 aufgenommene Gasproduktion im Jahr 2004 auf 20,4 Milliarden m³ steigern konnte.  Auch Ölfirmen fangen mittlerweile das bei der Ölförderung anfallende Erdgas auf. Im Jahr 2003 betrug ihr Anteil an der rußländischen Gasproduktion immerhin sieben Prozent. Diese Ansätze dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Monopolkontrolle von Gazprom über das Pipelinesystem die Unabhängigkeit aller Gasfirmen erheblich beschränkt. Der erwartete Anstieg des Gasverbrauchs auf dem rußländischen und dem europäischen Markt sowie die Erwartungen der EU erzeugen jedoch einen Liberalisierungsdruck, so daß sich die Bedeutung unabhängiger Gasproduzenten erhöhen könnte.

Im Ölsektor ist die Entwicklung wesentlich weiter fortgeschritten. Die in Kapitalgesellschaften umgewandelten Betriebe der Branche wurden 1993 wurde unter dem Dach der neugegründeten Staatsholding Rosneft’ vereint. Bei den drei wichtigsten, den vertikal integrierten Aktiengesellschaften Lukojl, Jukos und Surgutneftegaz, die zunächst zu hundert Prozent in Besitz des Staates waren, übernahm Rosneft’ die Verwaltung der Anteile. Alle übrigen Unternehmen der Ölindustrie wurden direkt in Rosneft’ integriert.  Als in den Jahren 1994–1995 mit einem riesigen Haushaltsdefizit zu kämpfen hatte, beschloß sie, unter dem Dach der Rosneft’-Holding weitere vertikal integrierte Firmen zu gründen (Slavneft’, Sidanko, Eastern Oil Company, Onako, TNK und Sibneft’) und Aktienanteile an diesen Unternehmen zu verkaufen. Der Staat blieb jedoch mittels Rosneft’ mit einem Anteil von 45 Prozent Mehrheitseigner.

Da die Anteile zumeist in Pfandauktionen (Aktien-Kredit-Swaps) verkauft wurden, erhielten Banken und andere Finanzinstitutionen die Kontrolle über einen Teil der Anteile in den großen Erdölkonzernen. Es entstanden die sogenannten finanz-industriellen Gruppen.  Die Regierung behielt sich zwar das Recht vor, die Anteile durch Tilgung der Schuld zurückzuerwerben, hat von diesem aber mit wenigen Ausnahmen keinen Gebrauch gemacht. Die vertikal integrierten Ölfirmen kontrollieren heute die Ölförderung und -produktion sowie den Verkauf. Das Pipelinenetz wird allerdings weiter vom staatlichen Monopolunternehmen Transneft’ kontrolliert. Der Zugang zu den Pipelinekapazitäten wird proportional zum Produktionsvolumen der Unternehmen gewährt. Die Kontrolle über das Transportsystem erlaubt somit dem Staat, die Förderquoten zu beeinflussen. Ein weiteres staatliches Steuerungsinstrument sind die Ausfuhrzölle für Erdölprodukte, welche die Regierung in Abhängigkeit vom Ölpreis auf dem Weltmarkt verändert.  In den letzten Jahren hat sich der Einfluß des Staates auf die Unternehmen wieder erheblich verstärkt. Teils versucht der Staat, mit massiven Drohungen die Unternehmen gefügig zu machen (Jukos), teils kann er mit vorauseilendem Gehorsam rechnen (Lukojl). Offen ist bislang, ob die Unternehmen nur enger an die Kandare genommen werden, oder sogar die Ergebnisse der Privatisierung der 1990er Jahre in Frage gestellt werden.

Schleuderpreise für Energie

Energie wurde in der Sowjetunion als „Gut oberster Priorität“ definiert, da sie als unverzichtbar für das Projekt der forcierten extensiven Industrialisierung betrachtet wurde. Erdöl und Erdgas wurden daher staatlich subventioniert und zu Schleuderpreisen verteilt. Dies führte zu einer enormen Energieverschwendung. Als die Subventionen Anfang der 1990er Jahre vorsichtig zurückgenommen wurden, traf dies zahlreiche Sparten der rußländischen Industrie schmerzhaft.

Der Ölpreis wurde dennoch auf dem Binnenmarkt 1995 freigegeben. Keine Regierung hat allerdings bislang gewagt, den Preis für Erdgas substantiell zu erhöhen. Wenn die Gasindustrie von der Wirtschaftskrise der 1990er Jahre nicht so schlimm betroffen war wie viele andere Sektoren, so liegt dies aber auch daran, daß die Förderkosten auf den riesigen westsibirischen Felder sehr niedrig sind und das Gastransportsystem aus bereits zu Sowjetzeit entstanden und daher abgeschrieben war. Während sich in vielen Industriezweigen die mehr als Produktion halbierte, fiel daher die jährlich geförderte Gasmenge nie auf weniger als 91 Prozent des Standes von 1991. Die jährliche Ölförderung hingegen ging zeitweise auf 60 Prozent des Standes von 1991 zurück, die Kohleförderung auf 66 Prozent.
Aufgrund der niedrigen Gaspreise wurde der Energiemarkt zugunsten von Erdgas verzerrt. Die Regierung unterstützte diese Entwicklung mit der offiziellen Begründung, daß Erdgas bei seiner Verbrennung weniger Luftverschmutzung verursache als andere fossile Energieträger. Die erste Energiestrategie der rußländischen Föderation von 1995 ging davon aus, daß der Erdgasanteil am rußländischen Primärenergieverbrauch langfristig steigen würde und auch entlegene Regionen des Landes an das Erdgasversorgungssystem angeschlossen werden würden.  Tatsächlich stieg der Erdgasanteil am Gesamtenergieverbrauch in Rußland von 45 Prozent 1991 auf 52 Prozent 2001.

Aufgrund der umfassenden Wirtschaftskrise konnten viele Verbraucher dennoch ihre Gasrechnungen nicht bezahlen. Der Staat ließ Gazprom einen viel geringeren Spielraum bei der Auseinandersetzung mit säumigen Schuldnern wie etwa den Stromproduzenten und den Kommunen. Mitte der 1990er Jahre untersagte die Regierung dem Unternehmen Lieferstops. Zahlreiche Rechnungen blieben daher unbeglichen oder wurden durch Warenliegerungen bezahlt: In den Jahren 1997–1999 wurden weniger als 20 Prozent des an rußländische Abnehmer gelieferten Gases mit Geld bezahlt.  Der tatsächliche Erdgaspreis lag somit noch tiefer, was die Nachfrage nach Erdgas weiter steigen ließ. Da in den letzten Jahren hohe Erlöse im Exportgeschäft mit Erdgas und Erdöl die rußländische Volkswirtschaft insgesamt beleben und Gazprom ein rigiderer Umgang mit säumigen Kunden erlaubt wird, hat sich die Zahlungsmoral der rußländischen Kunden verbessert. Dennoch versucht Gazprom weiter, den Anteil des lukrativen Exports am Gesamtumsatz von Erdgas zu erhöhen. Da zahlungskräftige Kunden vor allem auf dem westeuropäischen Markt zu finden sind, stiegen die Erdgasexporte nach Westeuropa seit 1990 deutlich an, während die Exporte in die Nachfolgestaaten der Sowjetunion und nach Ostmitteleuropa abnahmen. Gleiches gilt für Erdöl: Die Schleuderpreise für Gas drückten auch den Preis für Ölprodukte auf dem Binnenmarkt, was die Firmen dazu ermunterte, zunehmend zu exportieren. Die zu erwartenden Deviseneinnahmen aus dem Ölgeschäft lieferten den Unternehmen gute Argumente, mit denen die Regierung zur staatlichen Förderung des Exports bewegt werden konnte.

Der Stabilisierungsfonds

Das Wachstum des rußländischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) seit 1999 läßt sich hauptsächlich auf den Ölexport zurückführen. Die Ölproduktion wird bald den Stand von vor 1991 erreicht haben. Steuern der Öl- und Gaskonzerne bildeten 2002 etwa 40 Prozent der gesamten Staatseinnahmen. Im Jahr 2002 wies der Haushalt erstmals einen Überschuß aus und Rußland konnte mit der Rückzahlung von Schulden beginnen.  Um seine Wirtschaft unabhängiger von Öl- und Gasexporteinnahmen zu machen, schuf Rußland 2004 einen Stabilisierungsfonds, der Finanzmittel für den föderalen Haushalt bereitstellen soll, wenn der Ölpreis fällt. In den Fonds werden alle Einnahmen aus Produktionssteuern und Exportzöllen eingezahlt, die auf Ölpreise zurückgehen, die über einem bestimmten Basiswert liegen.  Das Finanzministerium leitet den Fonds, die Regierung befindet über seine Verwendung. Der Fonds darf erst angetastet werden, wenn er 500 Milliarden Rubel (etwa 17 Milliarden US-Dollar) übersteigt, Anfang Juni 2004 lag sein Wert bei etwa sieben Milliarden US-Dollar.

Mit dem Rußländischen Stabilisierungsfonds werden offensichtlich ganz ähnliche Ziele verfolgt wie mit dem Norwegischen Erdölfonds. Aber auch in Rußland gibt es noch keine klaren Vorgaben, wie das Geld zu verwenden ist. Da Rußland dringend Investitionen in den industriellen Kapitalstock und Gelder für die Sozialsysteme benötigt als Norwegen, ist der Anreiz größer, die Einnahmen aus dem Erdölgeschäft schneller wieder auszugeben. Rußland könnte auch mit Mitteln aus dem Fonds seine Staatsschulden begleichen. Bislang scheint sich die rußländische Regierung am Vorbild Norwegens zu orientieren und investiert in risikoarme internationale Kapitalanlagen.

Das Anwachsen des Fonds hängt entscheidend von der angemessenen Besteuerung der Rohstofförderung ab. In den vergangenen Jahren hat die Rohstoffindustrie in vielen Fällen Gewinne in den Geschäftsbereichen Handel und Transport ausgewiesen und somit die auf die Rohstofförderung erhobene Produktionssteuer umgangen.  Die einflußreichen finanz-industriellen Gruppen haben in den 1990er Jahren Steuergesetze durchsetzen können, die ihren Ölfirmen zugute kamen. Zudem haben sie Teile ihrer exorbitanten Gewinne auf ausländische Konten transferiert. Vor diesem Hintergrund ist die Kampfansage von Präsident Vladimir Putin an die „Oligarchen“ zu sehen.

Auf dem Weg zur Konvergenz?

Norwegen und Rußland streben seit der Entdeckung großer Erdöl- und Erdgasvorkommen eine strenge Kontrolle der Öl- und Gasindustrie an, um die Gewinne des Sektors abzuschöpfen. Die unterschiedlichen Staatstraditionen, eine andere Ideologie, verschiedene Wirtschaftssysteme sowie kulturelle und geographische Unterschiede haben jedoch zu einer anderen Rohstoffpolitik geführt. Im Zeitalter der beschleunigten Globalisierung ist die Energiepolitik beider Länder jedoch in Bewegung geraten. Werden sie sich einander annähern oder ist das Beharrungsvermögen überkommener Institutionen größer?

Organisation und Management der Erdölindustrie

In Norwegen legte man seit Beginn der Erdölförderung viel Wert auf ein nachhaltiges Ressourcenmanagement. Der Wohlstand der kommenden Generationen sollte stetig wachsen. Die norwegische Politik baute auf der Überzeugung auf, daß die Vorräte in der Nordsee begrenzt sind. In der Sowjetunion betrachtete man Erdöl und Erdgas hingegen als Schmierstoffe der Industrialisierung und geopolitische Instrumente, die in unbegrenztem Ausmaß zur Verfügung stehen. Im Bann der Marxschen Lehre wurde alleine die Arbeit als relevanter Produktionsfaktor angesehen. Da Rohstoffe nicht durch menschliche Arbeit entstanden sind, wurde ihnen kein Wert zugeschrieben. Raubbau an den Ressourcen war die Folge.

Angehobene Fördermengen und infolge der Ölkrisen in den 1970er Jahren gestiegene Ölpreise ließen die Einnahmen aus dem Erdölgeschäft in beiden Ländern hochschnellen. Die sowjetische Regierung ließ sich durch das schnell verdiente Geld blenden: Nach der Entdeckung großer Erdölreserven setzte sie diese im Rennen um die globale Vorherrschaft ein. Zudem ließen sich hoch angesetzte Produktionsziele in der verarbeitenden Industrie ließen sich nur durch extensiven Rohstoffverbrauch erreichen. Der Fall der Ölpreise auf dem Weltmarkt 1985/86 traf die Rohstoffindustrie beider Länder. Das ineffiziente und unflexible sowjetische Wirtschaftssystem hatte jedoch erheblich größere Anpassungsprobleme. In Norwegen ließen sich Struktur und Management des Sektors viel leichter an die veränderten Bedingungen anpassen, da die Regierung und Statoil sich eng abstimmten. In der sowjetischen Kommandowirtschaft die diktierten die Ministerien den Förderbetrieben Produktionsziffern. Diese konnten sich daher nicht an die neuen Marktbedingungen anpassen. Die Ineffizienz der Erdöl- und Erdgasindustrie waren ein wichtiger Anstoß für den Umbau des ökonomischen und schließlich auch des politischen Systems unter Michail Gorba?ev. Der rasche Zusammenbruch der Zentralverwaltungswirtschaft traf dann aber die sowjetische, nun rußländische Erdölindustrie viel härter als der Verfall des Ölpreises den Sektor in Norwegen.
Obwohl im rußländischen Ölsektor eine Reihe kommerzieller Unternehmen entstanden sind, hat das Land das Erbe der Schleuderpreise für Energie und der ineffizienten Rohstoffnutzung noch immer nicht überwunden. Die Erdölreserven werden zu einem Großteil dafür verwendet, kurzfristige wirtschaftliche Probleme zu lösen, eine Strategie zu ihrer langfristigen Nutzung ist erst in Ansätzen ausgearbeitet.

Die Aufgabe, vor der Rußlands steht, ist immens. Um eine gesamtgesellschaftlich sinnvollere Ressourcennutzung durchzusetzen und die in den 1990er Jahren so schrankenlose Gewinnmaximierung der Unternehmen mit dem gesellschaftlichen Ziel der Wohlstandssteigerung in Einklang zu bringen, muß den Ölkonzernen ein stärkerer regulativer Rahmen gesetzt werden. Eine unabhängige Aufsichtsbehörde müßte etabliert werden, die als „sichtbare Hand“ Marktversagen wie etwa das Abschöpfen von Renten durch die Unternehmen verhindert.  Im Gassektor müßte hingegen mehr Wettbewerb zulassen, um die Effizienz der Förderung zu erhöhen. Die Schwäche des rußländischen Staates läßt es sehr unwahrscheinlich erscheinen, daß diese Aufgabe gelingen wird und sich Rußland dem norwegischen Modell annähert.

Beteiligungen internationaler Unternehmen

Da Norwegen bei der Entdeckung seiner Erdölvorkommen über keinerlei Erfahrung bei der Förderung verfügte, ließ es Beteiligungen ausländischer Firmen bei der Gewinnung der Ressourcen zu. Die Kontrolle des norwegischen Staates über den Sektor wurde jedoch nie aus der Hand gegeben. Dank des Technologietransfers konnte Norwegen rasch eine moderne Fördermethoden einsetzen. In der Sowjetunion erfolgte die Produktion meist aus eigener Anstrengung und mit eigenen Mitteln. Ungeachtet der riesigen Investitionen in die Erdöl- und Erdgasindustrie blieb die sowjetische Fördertechnologie weit von internationalen Standards entfernt. Eine geringe Effizienz und katastrophale Umweltschäden waren die Folge.

Auch in den 1990er Jahren blieben ausländische Beteiligungen im rußländischen Energiesektor die Ausnahme. Das wirtschaftliche und politische Risiko, mit dem transnationale Konzerne in Rußland konfrontiert wurden, war beträchtlich. Die Projekte Sachalin I und Sachalin II von Exxon Mobil und Shell, die Mitte der 1990er Jahre mit der Entwicklung der Förderung von Gas und Öl begannen, blieben lange die einzigen ausländischen Großprojekte im Energiesektor.  2003 wuchs die Präsenz ausländischer Firmen durch das Zusammengehen der Tjumenskaja neftjanaja kompanija (TNK) mit British Petroleum (BP).
In Norwegen spielen multinationale Konzerne eine wichtigere Rolle als in Rußland, wenn auch ihre Bedeutung nicht mehr so groß ist wie in der Aufbauphase. Die ungefähr 22 aktiven ausländischen Firmen – die größten sind Shell, Exxon und TotalFinaElf – halten nur ca. 20 Prozent der Förderlizenzen, zumeist sind handelt es sich um Minderheitsbeteiligungen. Nur wenige betreiben eigenständig Förderplattformen, etwa Phillips Petroleum die Ekofisk-Plattform.

Die internationalen Firmen tragen noch immer zum Technologietransfer bei und sind ein wichtiger Baustein des norwegischen Erdölsektors. Von ihrer Präsenz profitieren sowohl Statoil und Hydro als auch die Zuliefererindustrie (z.B. Aker Kværner). In Norwegen helfen sie, Erdöl effizienter zu fördern, gleichzeitig ermöglichen sie es norwegischen Firmen, internationale Aktivitäten zu entwickeln.  Die ausländischen Firmen werden in Norwegen heute nicht mehr nur für die Erforschung und Erschließung neuer Felder benötigt, sondern werden vor allem auch deswegen involviert, um Risiken zu verteilen und die internationale politische Unterstützung neuer Projekte zu erhöhen. Diese Rolle der internationalen Unternehmen wird an Bedeutung noch gewinnen, wenn die Förderung in der norwegischen Barentssee ausgeweitet und Felder erschlossen werden sollen, die im zwischen Norwegen und Rußland umstrittenen Grenzgebiet liegen.

Die anvisierte Erschließung der riesigen Gas- und Ölvorkommen auf der Jamal-Halbinsel und im rußländischen Teil der Barentssee mit ihren schwierigen Bohrbedingungen könnten Rußland dazu bringen, die Beteiligung internationaler Ölkonzerne zuzulassen. Da die Umweltfolgen unsachgemäßer Förderung auch Norwegen betreffen würden, gibt es einen starken Anreiz für Norwegen, sich an der Erschließung der Felder zu beteiligen. Zudem haben norwegische Firmen langjährige Erfahrungen bei der Förderung von Offshore-Öl und -gas unter schwierigen klimatischen Bedingungen. Sie könnten als Partnerunternehmen bei der Erschließung großer Felder Investitionskapital beisteuern, als Zulieferer oder Berater, oder aber auch als Hauptfördergesellschaft auftreten. Norsk Hydro und Statoil erwägen derzeit besonders ein Engagement bei der Förderung auf dem riesigen Štokmanovskoe-Gasfeld in der Barentssee. Eine unabdingbare Voraussetzung für norwegische wie andere ausländische Firmen ist jedoch politische und rechtliche Stabilität in Rußland.

Makroökonomische Stabilisierung und Erdölfonds-Akkumulationen

Der Zerfall des Ölpreises 1986 führte Norwegen vor Augen, daß das Engagement im Ölsektor mit einer empfindlichen Abhängigkeit von einem volatilen Markt einhergeht. Rußland mußte diese Erfahrung zuletzt machen, als die Finanzkrise in Asien 1997 den Erdölpreis unter Druck brachte, was einer der Gründe für die Rubelkrise im August 1998 war. Beide Staaten sind gefordert, den Unwägbarkeiten des Weltmarkts für Erdöl mit einer stabilen makroökonomischen Rahmensetzung zu begegnen.

In Norwegen kommen heute zwischen zehn und vierzig Prozent der Staatseinnahmen aus dem Erdöl- und Erdgassektor (2003: 26,8 Prozent), 30–50 Prozent des gesamten Exports (2003: 45,9 Prozent) und 10–25 Prozent des BIP (2003: 18,8 Prozent) fallen dort an. Die Schwankungen gehen im wesentlichen auf den volatilen Ölpreis zurück. Die Öl- und Gasindustrie ist ein äußert kapitalintensiver Wirtschaftszweig, so daß nur 1,2 Prozent der Beschäftigten in diesem Sektor arbeiten, während 30–40 Prozent aller Investitionen dort getätigt werden. Die rußländische Wirtschaft hängt in noch viel stärkerem Maße von Erdöl- und Erdgaseinnahmen ab. Der Anteil des Sektors an den Staatseinnahmen beträgt 30–36 Prozent, 55–65 Prozent der Exporte entfallen auf Öl und Gas, etwa 25 Prozent des BIP werden im Öl- und Gassektor erwirtschaftet.

Der Rohstoffreichtum hat sich für viele Länder eher als Fluch denn als Segen erwiesen.  Norwegen gilt als Beispiel dafür, daß mit der Gefahr der Holländischen Krankheit umgegangen werden kann. Als entscheidend hat sich erwiesen, daß der norwegische Staat über starke Institutionen verfügt, die eine Reallokation der Ressourcen gewährleisten können.  Rußland hat zwar nach norwegischem Vorbild einen Stabilisierungsfonds eingerichtet. Auch die Bekämpfung der Korruption und die Beschränkung der Macht der Ölbarone stehen auf der politischen Agenda. Es gibt also auch in Rußland ein Bewußtsein für die negativen Konsequenzen der „Ölsucht“. Die staatlichen Institutionen sinn aber noch so schwach und die Finanzsysteme so instabil, daß Rußland noch weit von der Nachahmung des norwegischen Vorbilds entfernt ist.

Konkurrenten und Partner auf den internationalen Ölmärkten

Lange Zeit belieferten Norwegen und Rußland unterschiedliche Märkte. Erdöl und Erdgas aus Norwegen wurde fast ausschließlich nach Westeuropa und in die USA geliefert, mehr als die Hälfte aller rußländischen Exporte flossen nach Ostmitteleuropa und in die energiearmen Sowjetrepubliken. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR hat Rußland seine Exporte nach Westeuropa deutlich gesteigert. Auf dem liberalisierte europäischen Gasmarkt treffen sich heute die Interessen beider Länder. Rußländisches und norwegisches Gas bedienen 28 bzw. 16 Prozent des Gasbedarfs der EU-25 sowie 42 bzw. 24 Prozent der EU-Gasimporte.
Norwegen und Rußland verbindet das Interesse, ein Überangebot auf dem EU-Markt zu vermeiden sowie vernünftige Preise zu erzielen. Da die EU an langfristiger Liefersicherheit interessiert ist und Sicherheitsfragen in jüngster Zeit höhere Bedeutung beimißt, hat sich der Druck zur Liberalisierung des Gasmarkts verringert. Das Bestreben der EU, den Wettbewerb auf der Anbieterseite zu verstärken hat in Norwegen allerdings bereits Wirkung gezeigt. Rußland hat dagegen mit nur einem Anbieter eine größere Verhandlungsmacht, so daß Gazprom heute der wichtigste Anbieter auf dem europäischen Gasmarkt ist. Rußland hat zudem die Option, sich stärker auf den chinesischen und anderen asiatischen Märkten zu engagieren.

Auf dem Erdölmarkt haben Rußland und Norwegen als die zwei größten unabhängigen Ölexporteure außerhalb der OPEC ähnliche Interessen wie auf dem europäischen Erdgasmarkt. Die OPEC-Länder tragen wesentlich zur Stabilisierung des Ölmarkts bei, während Rußland und Norwegen als „Trittbrettfahrer“ erscheinen mögen, die von den höheren Preisen profitieren, ohne selbst ihre Förderung auch nur kurzfristig senken zu müssen. Auf der anderen Seite können Norwegen und Rußland die Ölpreise auf dem Weltmarkt beeinflussen, wenn sie sich an die OPEC-Richtlinien halten. In manchen Situationen ist dies durchaus in ihrem Interesse.

Die Tatsache, daß Rußland im Gegensatz zu Norwegen nicht voll in die Weltwirtschaft integriert ist, hat auch Folgen für seine Energiepolitik. Die WTO-Mitgliedschaft erleichtert den Import wettbewerbsfähiger Technologien nach Norwegen und eröffnet norwegischen Unternehmen die Möglichkeit, ins Ausland zu expandieren. Rußland trägt hingegen schwer an dem sowjetischen Erbe ineffizienter Förderanlagen und hat nur hat nur begrenzten Zugang zu modernen Technologien. Auch die Beteiligung rußländischer Unternehmen an weltweiten Förderprojekten gestaltet sich schwierig. Die Voraussetzung für einen Beitritt Rußlands zur WTO ist, daß die Öl- und Gaspreise auf dem rußländischen Markt auf Weltmarktniveau angehoben werden. Solange der Energieverbrauch der rußländischen Industrie nicht signifikant gesenkt wird, würde dies bedeuten, daß sich deren Wettbewerbsfähigkeit weiter verschlechtert. Die Verhandlungen über einen WTO-Beitritt Rußlands und die Etablierung eines Gemeinsamen Europäischen Wirtschaftsraums unter Einschluß Rußlands verlaufen daher sehr zäh. Rußlands Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit seiner verarbeitenden Industrie beeinflußt auch die Skepsis gegenüber dem Europäischen Energie-Charta-Vertrag, der Regeln für den Energiehandel in Europa vorsieht.

Resümee

Die wirtschaftliche und politische Globalisierung, die wachsende Bedeutung internationalen Organisationen und die immer wichtigere Rolle der EU verändern die Rahmenbedingungen für staatliches Engagement im Erdöl- und Erdgassektor in Rußland und Norwegen. Die Einflußmöglichkeiten des Staates in den beiden Sektoren sind geschwunden, eine systematische makroökonomische Steuerung ist kaum mehr möglich.

Da marktwirtschaftliches Denken in Rußland Verbreitung gefunden hat, haben sich die energiepolitischen Ziele denen Norwegens angenähert. Es ist anzunehmen, daß ähnliche politische Ziele zu einer Konvergenz der Politik führen. Geographische, demographische, kulturelle und historische Determinanten haben jedoch eine hohe Beharrungskraft. Da das kleine Norwegen kaum Einfluß auf die Weltpolitik hat, wird seine Erdöl- und Erdgaspolitik vor allem auf wirtschaftlichen Wohlstand und politische Sicherheit abzielen. Rußland mit seinem riesigen Territorium und seinen enormen Rohstoffvorkommen wird sicherlich weiter versuchen, neben ökonomischen auch geopolitische Ziele zu verfolgen.

Die Umstrukturierung der rußländischen Erdöl- und Erdgasindustrie wird sicherlich noch lange Zeit dauern. Bis zu einem größeren Engagement internationaler Ölkonzerne ist es noch ein langer Weg, daß es schon heute notwendig ist, kann kaum bezweifelt werden. Rußland hat gerade erst begonnen, seine Energiemärkte vorsichtig zu öffnen, während Norwegen zu einem erfahrenen Erdölproduzenten mit internationalem Engagement gereift ist. Der rußländische Stabilisierungsfonds ist dem Norwegischen Erdölfonds nachempfunden und scheint am deutlichsten davon zu zeugen, daß die Politik beider Länder sich annähert. Es ist aber weiter unklar, wie der rußländische Staat auf Dauer mit dem Fonds umgehen wird. Auf den Märkten sind Norwegen und Rußland zu Konkurrenten geworden. Gleichzeitig haben jedoch auch die gemeinsamen Interessen zugenommen, was das Feld für eine verstärkte Kooperation eröffnet.
 

NOTES (converted from footnotes):

  Vgl. Colin J. Benett: What is Policy Convergence and What Causes it? In: British Journal of Political Science, 2/1991, S. 215–233. – Robert Seeliger: Conceptualizing and Researching Policy Convergence, in: Policy Studies Journal, 2/1996, S. 287–306. – Julia S. O’Connor: Convergence or divergence? Change in welfare effort in OECD countries 1960–1980, in: European Journal of Political Research, 16/1988, S. 277–299. – Diane Gibson, Robin Means: Policy con-vergence: restructuring long-term care in Australia and the UK, in: Policy and Poli-tics, 1/2002, S. 44–58. – Ingalill Montanari: Modernization, globalization and welfare state: a comparative analysis of old and new convergence of social insurance since 1930, in: British Journal of Sociology, 3/2001, S. 470–494.
  A. Inkeles: Convergence and divergence in industrial societies, in: Mustafa O. Attir, Burkart Holzner, Zdenek Suda (Hg.): Directions of change: Modernization theory, research and realities. Boulder 1981, S.3–38
  Zahlen des Norwegischen Erdöldirektorats (Oljedirektoratet, OD), – <www.snohvit.info>.
  Die 1905 gegründete Norsk Hydro (jetzt nur noch Hydro) ist Norwegens größter Industriekonzern. Er ist inzwischen spezialisiert auf die Erdöl-, Erdgas- und Aluminiumproduktion. Saga Petroleum wurde 1972 als zweiter ausschließlich norwegischer, privater Erdölkonzern gegründet. Norsk Hydro übernahm Saga 1999.
  Norwegian Ministry of Petroleum and Energy (NMPE), Annual Fact Sheet [xxx von wann?] –
 <www.oed.dep.no>.
  Zu economies of scope im Erdgassektor siehe Ole Gunnar Austvik: Norwegian Natural Gas. Liberalization of the European Gas Market. Oslo 2003, S. 92.
  Norwegian Ministry of Petroleum and Energy (NMPE), Annual Fact Sheet <www.oed.dep.no>
  Austvik, Norwegian Natural Gas [Fn. 7], S. 174–193.
  Bis 1986 wurden in allen norwegischen Förderverträgen die gesamten Reserven eines Feldes vergeben (field depletion contract). Für die Förderung auf dem super giant-Troll-Feld wurden erstmals Volumenverträge abgeschlossen, in denen das Feld unspezifiziert bleibt. Rußlands Erdgasexport wird bis heute zumeist mit langfristigen Verträge abgewickelt.
   <www.norges-bank.no/petroleumsfondet>.
  Norwegian Ministry of Petroleum and Energy (NMPE), Annual Fact Sheet 2003
 <www.oed.dep.no>
  Aufsichtsbehörde der Europäischen Freihandelszone (European Free Trade Area, EFTA), die gegenüber Ländern des Europäischen Wirtschaftsraumes eine ähnliche Rolle spielt wie die Europäische Kommission gegenüber den EU-Mitgliedern.
  Norwegen hat dennoch die volle Verfügungsgewalt über seine Rohstoffe behalten. Zudem bedeutet die Übernahme der Richtlinie nicht, daß es keine Konflikte zwischen der EU und Norwegen über die Erdgaspolitik gäbe. Die EU beabsichtigt, die Besteuerung vom Produktionsfaktor Arbeit auf die Energie zu verlagern, wodurch die Erdgaspreise sinken können. Norwegen hielt dem entgegen, daß diese Politik nicht zu langfristig zu Versorgungsengpässen würde. Zwar würde ein Überangebot an Erdgas in Folge der Liberalisierung kurz- und mittelfristig zu niedrigeren Preisen führen, in gleichem Maße würden auch die Investitionen sinken. Die Liberalisierung würde so die langfristig die Versorgung mit Erdgas gefährden. Infolge der Anschläge vom 11.9.2001 und der daraufhin gestiegenen Ölpreise mißt die EU der Energiesicherheit größere Bedeutung bei und hat sich der norwegischen Position angenähert.
  EIA: Country Analysis Brief: Russia. September 2003; <www.eia.doe.gov>.
  Catherine Locatelli: The reorganization of the Russian Hydrocarbons indus-try, in: Energy Policy 9/1995, S. 809–819.
  Edward A. Hewett: Energy, Economics, and Foreign Policy in the Soviet Union. Washington, D.C., 1984.
  Ebd.
  Purgas, Rospan, Tarkosaleneftegas, Sibneft’, Achimneftegas, Vostokgaz, Sev-ernefteGazprom.
  Itera May Sell Stake, Is Buyer Gazprom? In: World Gas Intelligence, 12.11.2003. – Itera Faces Downsizing by Gazprom-Again, in: World Gas Intelligence, 19.5.2004.
  So auch die rußländische Energiestrategie: ?nergeti?eskaja Strategija Rossii na period do 2020 goda, 28.8.2003;
 <www.mte.gov.ru/files/103/1354.strategy.pdf>.
  Matthew Sagers: The Energy Industries of the Former USSR: A Mid-Year Survey, in: Post-Soviet Geography, 6/1993, S. 341–418; – Heiko Pleines: Wirtschaftseliten und Politik im Rußland der Jelzin-Ära (1994–99). Münster, Hamburg, London 2003, S. 208–240.
  Die wichtigsten und größten Finanzinstitute, die Ölanteile erwarben, waren Menatep, Oneksimbank und Finansovaja Neftjanaja Kompanija, die ab 1995 Jukos, Sidanko und Sibneft’ kontrollierten. Catherine Locatelli: The Russian oil industry restructuring: towards the emergence of western type enterprises? In: Energy Policy 27/1999, S. 809–819.
  Im April 2004 betrug der Ausfuhrzoll für Rohöl 35,20 US-Dollar pro Tonne. Die Einnahmen der rußländischen Regierung aus den Einfuhrzöllen beliefen sich 2001 auf ca. sechs Prozent der konsolidierten Haushaltseinnahmen, Shinichiro Tabata: Russian Revenue from Oil and Gas Exports: Flow and Taxation, in: Eurasian Geography and Economics 8/2002, S. 610 727.
  IEA: Russian Energy Survey 2002. International Energy Agency, Paris.
  Ebd
  Ebd
  Ebd.
  www.minfin.ru
  Legislation Collection of Russian Federation, Nr. 52, Vol. 1, article 5.036: Federal Law N184-FZ, 23.12.2003: About changes in the Budget Code of Russian Federation concerning the creation of Stabilization Fund of Russian Federation.
  <www.minfin.ru>.
  Shinichiro Tabata: Russian Revenue from Oil and Gas Exports: Flow and Taxation, in: Eurasian Geography and Economics, 8/2002, S. 610–727.
  Daniel Treisman: Russia Renewed In: Foreign Affairs 6/2002 – Siehe dazu auch den Beitrag von John Hardt in diesem Heft, S. 318-326.
  Austvik, Norwegian Natural Gas [Fn. 9], S. 132.
  Siehe dazu den Beitrag von Heiko Pleines und Julia Kusznir in diesem Heft, S. 340-354.
  Statoil und Hydro sind in zahlreichen Ländern, etwa in Angola, im Iran, in Venezuela, Nigeria und Brasilien an der Erdölförderung beteiligt. Gleichzeitig haben sie in mehreren nordeuropäischen Ländern Tankstellennetze aufgebaut.
  Nach den jährlichen Angaben werden im Erdöl- und Erdgassektor nur etwa zehn Prozent des BIP erwirtschaftet (Goskomstat [Fn. 34] xxx). Dies scheint wenig wahrscheinlich. Die Weltbank geht davon aus, daß das von den rußländischen Ölgesellschaften häufig angewendete System der Transferpreise für die niedrigen Zahlen verantwortlich sind. Um Steuern zu sparen, verkaufen die Konzerne ihr Öl unter dem Marktpreis an Großhändler, die zumeist in Regionen mit niedrigen Steuersätzen registriert sind.
  Beispielsweise bei Thorvaldur Gylfason: Natural resources, education and economic development, in: European Economic Review 45/2001, S. xxx–xxx. – Ders.: Natural Resources and Economic Growth: From Dependence to Diversifica-tion. Paper presented at an Expert Group Meeting on Economic Diversification in the Arab World organized by The United Nations Economic and Social Commission for Western Asia (UNESCWA) in Beirut, 25.–27.9.2001.
  Gylfason, Natural Resources and Economic Growth [Fn. 44].
  BP Amoco: Statistical review of world energy 2003; <www.bpamoco.com>.
  Siehe dazu auch den Beitrag von James Chalker in diesem Heft, S. xxx–xxx.
 

Aus dem Englischen von Stefanie Lotz, Frankfurt und Volker Weichsel, Berlin

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